Das Leben lieben lernen

Der Traum vom Fliegen

(Auszug)

Meta kroch langsam und vorsichtig in die Baumhöhle hinein, immer auf der Hut und bereit sich beim kleinsten Anzeichen einer Gefahr in ihr Häuschen zurückzuziehen.
„Bist du Tamo?“ fragte Meta.
„So ist es, ich bin Tamo, und zu mir findet nur, wer Ausdauer und Mut bewiesen hat und den starken Willen sein Ziel zu erreichen.“
Eine große Eule schaute freundlich auf die kleine Schnecke herab. Nun konnte Meta erkennen, dass die beiden Sterne deren große runde Augen waren. Tamo sah alt und weise aus. Die kleine Schnecke schwieg ehrfürchtig und erwartungsvoll. Draußen wanderte der Mond langsam weiter und leuchtete nun wie eine große Lampe in die Höhle hinein.
„Du bist also die kleine Schnecke, die eine Rabin werden will!“
Meta nickte und starrte die Eule hoffnungsvoll an. „Glaubst du, dass … dass das wirklich möglich ist?“
„Was ich glaube ist völlig einerlei. Du musst es glauben! Einzig darauf kommt es an. Überleg dir, ob du es immer noch wirklich willst. Und ob du dieses schöne bunte Häuschen wirklich aufgeben willst? Du bist noch nicht am Ende deines Weges angekommen.“
„Und, … und … werde ich dann tatsächlich ein Vogel?“
„Das alleine weiß die Göttin. Das kann ich dir nicht sagen.“
Die kleine Schnecke erstarrte und rief dann aufgeregt: „Ja, willst du mich denn zum Narren halten!? Sollen die ganzen Mühen umsonst gewesen sein, ohne die Sicherheit, dass es funktioniert!?“
„Sicherheit“, entgegnete die Eule ruhig, „ist Illusion. Es kommt einzig und allein auf dich an. Wenn du etwas wirklich willst, von ganzem Herzen und mit ganzer Seele, so kannst du es schaffen.“
Da war er wieder dieser Satz, den sie schon einmal gehört hatte und der sie beflügelte dieses Ziel überhaupt in Angriff zu nehmen. In Meta arbeitete es und sie war voller widerstreitender Gefühle. „Welche Alternative habe ich denn?“ sagte sie. „Ich will alles versuchen, um ein Vogel zu werden.“

Gedichte

Kokon
Steckenbleiben

in der Kindheit
wie in einem
Kokon
sich nicht trauen
hinauszuschlüpfen
und
die Flügel
auszubreiten
aus Angst
lieber
in der Hülle
unbeweglich
verharren
und
verkümmern

 

 

Kinder
halten uns

den Spiegel vor
die Nase
ohne Beschönigung
kritisch
lehren uns
unserer Vergangenheit
ins  Auge zu sehen
Kinder
eine unglaubliche Chance
zum eigenen Wachsen
zum Erkennen
zum Lieben
zum Reden
zum Lernen